Mythos 09 – Ablehnung der goldenen Regel und Verboten Freundschaften zu nicht Muslimen

Hat der Prophet Muhammad die Goldene Regel abgelehnt und verbietet seine Lehre Freundschaften mit Nicht Muslimen zu schließen?

AnasRA berichtet, dass der Prophet Muhammad ﷺ sagte:

„Keiner von euch ist ein wahrer Gläubiger, solange er nicht für seinen Bruder liebt, was er für sich liebt.“ [1]

Zwar bezieht sich der Hadith primär auf Muslime, doch kann dieser durch die unten aufgezeigten Koranverse und Ahadith für die gesamte Menschheit verstanden werden. Vielmehr geht der Islam über die Goldene Regel hinaus, indem er lehrt, anderen mit noch besserer Handlung zu antworten. Der Prophet Muhammad ﷺ sagte: „„Hilf deinem Bruder, unabhängig davon, ob er jemand ist, der den anderen Unrecht zufügt, oder jemand, dem Unrecht angetan worden ist.“ Ein Mann fragte: „O Prophet Allahs! Ich verstehe es zwar, meinem Bruder, dem Unrecht getan worden ist, zu helfen, doch wie soll ich dem Unterdrückenden helfen?“ Er antwortete:

„Haltet ihn davon fern, Unrecht zu tun. Das ist seine Hilfe“ [2]

Daher ist es nicht nur die Pflicht eines Muslims, andere so zu behandeln, wie sie selbst behandelt werden möchten, sondern auch Mitleid mit den Unterdrückten zu haben und ihnen zu helfen, sich von der Unterdrückung zu befreien, ohne dass sie überhaupt danach fragen müssen. Des Weiteren sagte der Prophet über die Schöpfung Gottes, Muslim und Nicht-Muslim mit einbegriffen, folgendes:

„Die gesamte Schöpfung ist die Familie Gottes. Er liebt deshalb den Menschen unter Seiner Schöpfung, der Seine Familie (Schöpfung) gut behandelt und auf ihre Bedürfnisse achtet.“ [3]  

Die Lehre des Islam ist der Goldenen Regel überlegen. Denn er lehrt, dass Muslime andere Menschen gut behandeln müssen, egal wie sie die Muslime behandeln: „Wahrlich, Allah gebietet Gerechtigkeit und uneigennützig Gutes zu tun und zu spenden wie den Verwandten“. [4]

Im Gegensatz zu der Lehre des Alten Testaments, über ebenbürtige Vergeltung, fordert der Heilige Qur‘an die Muslime aufzuvergeben:

„Die Vergeltung für eine Schädigung soll eine Schädigung in gleichem Ausmaß sein; wer aber vergibt und Besserung bewirkt, dessen Lohn ist sicher bei Allah. Wahrlich, Er liebt die Ungerechten nicht.“ [5]

Der Heilige Qur‘an lehrt, dass Muslime mit allen gerecht umgehen müssen, sogar mit denen, die sie hassen könnten:

„O, die ihr glaubt! Seid standhaft in Allahs Sache, bezeugend in Gerechtigkeit! Und die Feindseligkeit eines Volkes soll euch nicht verleiten, anders denn gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist näher der Gottesfurcht. Und fürchtet Allah; wahrlich, Allah ist kundig eures Tuns.“ [6]

Die Goldene Regel lehrt, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Im oben erwähnten Vers befiehlt der Qur‘an den Muslimen, andere immer gerecht zu behandeln, auch wenn sie einem mit Feindseligkeit und Ungerechtigkeit entgegnen. Mit anderen Worten, der Qur‘an befiehlt Muslimen, andere so zu behandeln, wie sie behandelt werden möchten, selbst wenn sie negative Behandlung erleiden müssen. Das oben genannte Beispiel der Amnestie, die der Prophet Muhammad ﷺ seinen mekkanischen Verfolgern dargeboten hat, personifiziert diese Lehre in ausgezeichneter Weise. Genau genommen fügte der Prophet Muhammad ﷺ hinzu: „Ein Muslim, der einen Ungläubigen, mit dem ein Bund eingegangen worden ist, tötet, würde nicht einmal die Brise des Paradieses zu spüren bekommen.“ [7] Ebenso lehrt der Qur‘an, dass wenn ein Muslim einen Menschen, mit dem ein Bund eingegangen wurde, unabsichtlich tötet, er neben dem vollständigen Zahlen des Blutgeldes an die Erben des Verstorbenen, auch einen Sklaven befreien muss. Dies ist das Niveau des Respekts gegenüber denen, die mit Muslimen Bündnisse schließen.

Der Qur‘an verbietet Muslimen nur, sich mit jenen Personen anzufreunden, welche die Muslime angreifen oder einen Krieg gegen sie führen und ermutigt hingegen ausdrücklich die Beziehungen und Allianzen mit anderen Menschen.

Es heißt:

„Allah verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht bekämpft haben des Glaubens wegen und euch nicht aus euren Heimstätten vertrieben haben, gütig zu sein und billig mit ihnen zu verfahren; Allah liebt die Billigkeit Zeigenden. Allah verbietet euch nur, mit denen, die euch bekämpft haben des Glaubens wegen und euch aus euren Heimstätten vertrieben und (anderen) geholfen haben, euch zu vertreiben, Freundschaft zu machen. Und wer mit ihnen Freundschaft macht – das sind die Missetäter.“[8]

Der Qur‘an sagt deutlich, dass es Muslimen nicht verboten ist, sich mit denen anzufreunden, die sie nicht bekämpft haben und vielmehr wird den Muslimen befohlen, „ihnen gegenüber freundlich zu sein und ihnen gerecht zu begegnen“. Entgegen der Behauptung sind keine religiösen Voraussetzungen erforderlich, bevor man sich mit einem Menschen befreundet. Dieser Vers zeigt, dass die Verse bezüglich „Festnahme und Ergreifung“ der Götzendiener nur für jene Personen gelten, die Muslime wegen ihres Glaubens verfolgen, sie aus ihren Häusern vertreiben und andere zur Verfolgung von Muslimen anregen. Als Antwort hat Gott Muslimen erlaubt, sich zu verteidigen.

Aber wann genau erlaubt der Islam einem Muslim, sich in Selbstverteidigung zu bewaffnen? Der Quran erklärt:

„Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah – und Allah hat fürwahr die Macht, ihnen zu helfen.“ [9]

Also findet der Präventivkrieg im Islam keine Rechtfertigung. Erlaubnis – kein Gebot – wird nur dann gewährt, wenn eine Partei eine gewaltfreie Partei bekriegt. Nachdem dieser Grundsatz eingeführt wurde, fügt der Qur‘an hinzu:

„Jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sprachen: „Unser Herr ist Allah.“ Und würde Allah nicht die einen Menschen durch die anderen im Zaum halten, so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen worden, worin der Name Allahs oft genannt wird. Allah wird sicherlich dem Beistehen, der Ihm beisteht. Allah ist fürwahr allmächtig, gewaltig.“ [10]

Dieser Vers, der in keiner anderen religiösen Schrift und in keiner säkularen Verfassung der letzten Jahrhunderte existiert, befiehlt den Muslimen, die universale Religionsfreiheit für alle Religionen zu gewährleisten. Im Gegensatz zu jeglichen anderen alten Schriften schützt der Quran besonders jene, die „Klöster, Kirchen und Synagogen“ besuchen. Vielmehr müssen Muslime den Schutz anderer Glaubensrichtungen sogar vor ihren eigenen bevorzugen. Denn der Quran erwähnt die Moscheen erst am Ende der Aufzählung. Also ist es den Muslimen dann erlaubt zu kämpfen, wenn sie sich aus Notwehr verteidigen oder auch um universale Religionsfreiheit für Menschen aller Glaubensrichtungen zu schützen.

Ferner soll dieser Vers verhindern, dass ein Tyrann beginnt eine Religion zu unterdrücken und niemand dagegenspricht und die Unterdrückung sich immer weiterverbreitet. 1400 Jahre vor dem berühmten Zitat von Martin Niemöller [11], verpflichtete der Qur‘an Muslime, für die universelle Religionsfreiheit zu kämpfen.

Entgegen den falschen Behauptungen, lehrt der Qur‘an nicht nur Barmherzigkeit über die Goldene Regel hinaus, sondern fördert auch religionsübergreifende Freundschaften.  Des Weiteren ist der Quran die einzige heilige Schrift, die ihre Anhänger – Muslime – dazu verpflichtet, im Namen einer Person, unabhängig vom Glauben, zu kämpfen, um universelle Religionsfreiheit zu etablieren.


[1] Bukhari, Buch zum Glauben, Kapitel:  Für seinen Bruder zu lieben, was man für sich selbst liebt, ist Teil des Glaubens

[2] Bukhari, Kap. 3

[3] Mishkat-ul-Masabih,Kapitel: ash-shafaqati war-rahmati ‘alal-khalq

[4] Quran (16:91)

[5] Quran (42:41)

[6] Quran (5:9)

[7] Bukhārī, Kitāb al-Jizyah Wa’l-Muwāda‘ah, Bāb Ithm Man Qatala Mu‘āhadan Bi-Ghairi

Jurm, Ḥadīth

[8] Quran (60:9-10)

[9] Quran (22:40)

[10] Quran (22:41)

[11] “Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestierte.”