Die wahre Bedeutung von „Khatam an-Nabiyyin“

In der theologischen Auseinandersetzung zwischen der Ahmadiyya Muslim Jamaat auf der einen Seite und der überwiegenden Mehrheit der heutigen islamischen Gelehrten auf der anderen spielt die Bedeutung des Begriffs Khātam an-Nabiyyīn eine Schlüsselrolle. Von ihr hängen zentrale Glaubensfragen innerhalb des Islam ab, die über solche wichtigen Themen entscheiden, ob ein Prophet nach dem Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  kommen kann, welcher Rang dem Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  gebührt, wie der Zustand und die Rechtleitung der muslimischen Gemeinschaft sein soll, ob ein von Gott gesandter Reformer notwendig ist und welche Funktion ihm zusteht. In diesem Artikel werden wir die unterschiedlichen Auffassungen gegenüberstellen. Weiterhin soll die Legitimation der Auffassung der Ahmadiyya Muslim Jamaat und ihres Gründers anhand islamischer Quellen, vor allem dem Heiligen Qur’an und den Ahadith, sowie anhand historischer Ereignisse und sprachlicher Logik dargelegt werden. Dabei wird am Ende auch darauf eingegangen, welche Großartigkeit und göttliche Segnungen hinter der wahren Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn stecken.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat und der Glaube an Khātam an-Nabiyyīn

Die Ahmadi-Muslime glauben fest und mit aller Seelenkraft daran, dass der Heilige Prophet Muhammad ﷺ (Frieden und Segnungen Allahs seien mit ihm) genau jener Khātam an-Nabiyyīn ist, der im heiligen Buch Gottes, dem Heiligen Qur‘an, mit diesen Worten bezeichnet wurde. Wir glauben mit unserer ganzen Überzeugung daran, dass nur dem Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  dieser höchste aller Ränge gewährt wurde und sich kein Mensch vor oder nach ihm diesen Platz und diesen Rang mit dem Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  teilen kann.

Diese eindeutige Stellungnahme zu Beginn spiegelt nicht nur den festen Glauben der Ahmadiyya Muslim Jamaat an die wahre Stellung des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  wider, sondern dient auch als klare Aussage gegenüber jenen muslimischen Führern und Theologen, die dem Gründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat eine Missachtung von Khātam an-Nabiyyīn unterstellen.

Ein Angriff auf die Ahmadiyya Muslim Jamaat

Dispute in theologischen Fragen sind nichts Außergewöhnliches. Ungewöhnlich und sonderbar ist es aber, wenn jemandem zwanghaft ein Glaube unterstellt wird, den er in keiner Weise vertritt. Dies wird ständig seitens der fanatischen Gegner der Ahmadiyya Muslim Jamaat praktiziert, die Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas aus Qadian, dem Verheißenen Messias und Imam Mahdi und dem Gründer der Jamaat unterstellen, er und seine Jamaat würden nicht daran glauben, dass der Heilige Prophet Muhammad ﷺ  Khātam an-Nabiyyīn, das Siegel der Propheten, ist. Dieser Vorwurf ist für Ahmadi-Muslime sehr schmerzhaft, zumal er eine dreiste Lüge darstellt, die gegen den Verheißenen Messiasas und seine Jamaat erdichtet wird.

Die Behauptung, die Stellung des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  als Khātam an-Nabiyyīn zu leugnen, wurde von so vielen muslimischen Führern und Klerikern seit dem Erscheinen von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad aus Qadianas, dem Verheißenen Messias und Mahdi des Islam, und mit einer solchen Vitalität verbreitet, dass ihr Eifer einem Feldzug gleicht. Die Beschuldigung, den Rang des Heiligen Propheten ﷺ nicht anzuerkennen und sogar diesen verletzt zu haben und Kufr begangen zu haben, wurde von Tausenden Kanzeln ausgerufen.

Die Verdrehung der Tatsachen und die damit verbundene Fehlleitung des einfachen muslimischen Volkes mag den schlichten Grund haben, dass Muslime nicht auf die Idee kommen sollen, sich mit dem Anspruch von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas sachlich zu beschäftigen. Wenn es nach den fanatisch handelnden Glaubensführern geht, soll es dem ganz normalen muslimischen Volk verwehrt bleiben zu untersuchen, was die Wahrheit ist; die Muslime sollen davon abgehalten werden sich damit auseinanderzusetzen, was tatsächlich die Lehre von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas ist, was er in Wahrheit gesagt und vorgelebt hat, und wie sein Anspruch, der vom Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  prophezeite Messias und Mahdi zu sein, begründet ist.

Tatsächlich finden wir unzählige, mit Liebe zum Heiligen Propheten ﷺ  und der Entschlossenheit ihn als Khātam an-Nabiyyīn zu akzeptieren erfüllte, Aussagen aus den Schriften und Reden von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas, dem Verheißenen Messias und Imam Mahdi. Ein Beispiel:

„Die Beschuldigung gegen mich und meine Jamaat, dass wir nicht an den Gesandten Allahs (Friede sei auf ihm und Seine Segnungen) als Khātam an-Nabiyyīn glauben, ist eine ungeheure Lüge. Die Kraft, die Überzeugung, die Erkenntnis und die Weitsicht, die unseren Glauben an den Heiligen Propheten als Khātamul Anbiya kennzeichnen, ist von einer Vortrefflichkeit, die hunderttausendfach stärker ist als der Glaube anderer Leute daran. Diese haben von ihren Vorvätern bloß ein Wort gehört, doch sie kennen dessen Wahrheit nicht. Sie haben keine Kenntnis darüber, was Khatme Nubuwwat ist und was es bedeutet, daran zu glauben. Doch wir glauben mit Entschlossenheit und Tiefsinn an den Heiligen Propheten ﷺ als Khātamul Anbiya.“[1]

Welche Bedeutungen von Khātam an-Nabiyyīn stehen sich gegenüber?

Was bedeutet „Khātam an-Nabiyyīn“? Dieses Wort, welches Anlass für verschiedene Bedeutungen zu geben scheint, taucht im Heiligen Qur’an an einer Stelle auf, nämlich in 33:41 (Sure Al-ˈAḥzāb, Vers 41). Gleichzeitig wirft dieser Vers auch Licht über die wahre Bedeutung des Wortes. Der ganze Vers lautet:

مَا كَانَ مُحَمَّدٌ اَبَآ اَحَدٍۢ مِّن رِّجَالِكُمْ وَلَكِن رَّسُوْلَ ٱللّٰهِ وَخَاتَمَ ٱلنَّبِيّٖنَۗ   وَكَانَ ٱللّٰهُ بِكُلِّ شَىْءٍ عَلِيْمًا

,,Muhammad ist nicht der Vater eines eurer Männer, sondern der Gesandte Allahs und das Siegel der Propheten; und Allah hat volle Kenntnis aller Dinge.“[2]

mā kāna muḥammadun ˈabā ˈaḥadin min riǧālikum wa-lākin rasūla llāhi wa-ḫātama n-nabiyyīna wa-kāna llāhu bi-kulli šayˈin ʿalīma

Welche Auslegungen dieses Verses stehen sich gegenüber?

  • Unsere Gegner sagen: In diesem Vers habe Allah den Heiligen Propheten als Khātam an-Nabiyyīn bezeichnet, also könne nun nach ihm kein Gesandter und Prophet mehr kommen. Dieser Ausdruck steht ihrer Ansicht nach für den chronologisch Letzten in der Kette der Propheten. Der Heilige Prophet Muhammad ﷺ sei der historisch letzte aller Propheten. Die Tür jeglicher Art von Prophetentum sei nun für immer verschlossen.
  • Ahmadi Muslime sagen: Allah hat den Heiligen Propheten Muhammad ﷺ als Khātam an-Nabiyyīn Dieser Ausdruck drückt nicht das Ende jeder Art von Prophetentum aus. In diesem Vers geht es vielmehr um die Erhabenheit, den höchsten Rang, die Auszeichnung und die Vollkommenheit des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ vor allen anderen Propheten. Es kann also nach ihm kein Prophet mehr kommen, der ein neues Gesetz bringt. Eine Tür des Prophetentums ist aber noch offen, nämlich die des vollkommenen Gehorsams zum Heiligen Propheten. Von dieser Art des Prophetentums ist die Gemeinschaft des Heiligen Propheten ﷺ nicht ausgeschlossen. Dieser Vers bescheinigt dem Heiligen Propheten ﷺ, dass allein sein Siegel es ist, welcher künftig Propheten und Gesandte hervorbringen kann. Es ist sein Prägestempel, welcher in jedem künftigen Prophetenamt imprägniert sein muss.

Wir möchten nun folgende Fragen beantworten: Was ist denn die wahre Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn? Ist die Auslegung der Ahmadiyya Muslim Jamaat etwa neu? Ist sie erfunden worden, um den eigenen Anspruch zu festigen? Erklärt denn der Heilige Qur´an selbst die Bedeutung dieses Wortes? Wie verstand der Heilige Prophet Muhammad ﷺ selbst, welcher der Träger dieses Titels ist, dieses Wort? Wie verstanden die großen Heiligen und Gelehrten des Islam in den vergangen 1400 Jahren die Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn?

Hintergrund des Khātam an-Nabiyyīn – Verses

Lassen Sie uns einmal untersuchen, welcher historische Kontext dem eingangs rezitierten Verses über Khātam an-Nabiyyīn zugrunde liegt.

Als die Feinde unseres geliebten Heiligen Propheten Muhammad ﷺ sahen, dass der Prophet Allahs keine männlichen Nachkommen besaß, da alle seiner Söhne im jungen Alter verstarben und keine Söhne ihm nachfolgen würden, verspotteten sie ihn. Sie beschimpften ihn mit dem Wort „Abtar[3], d.h. er sei jemand, der keine Nachkommenschaft habe, seine Botschaft werde deswegen zugrunde gehen und sein Name werde nicht mehr übrig bleiben. Daraufhin gab Allah Seinem Geliebten und Erhabensten unter allen Propheten die frohe Botschaft, die als Sure Al-Kauṯar im Heiligen Qur‘an verewigt wurde. Die gesamte Sure hat den folgenden Wortlaut:

بِسْمِ ٱللَّهِ ٱلرَّحْمَنِ ٱلرَّحِيمِ ‎۞

إِنَّآ أَعْطَيْنَكَ ٱلْكَوْثَرَ ۞

‏فَصَلِّ لِرَبِّكَ وَٱنْحَرْ ‎۞

‏إِنَّ شَانِئَكَ هُوَ ٱلْأَبْتَرُ ‎۞

bi-smi llāhi r-raḥmāni r-raḥīmi

ˈinnā ˈaʿṭaynāka l-kawṯara. fa-ṣalli li-rabbika wa-nḥar. ˈinnā šāniˈaka huwa l-ˈabtaru

Im Namen Allahs, des gnädigen, des Barmherzigen.
Wahrlich, Wir haben dir Fülle des Guten gegeben;
so bete zu deinem Herrn und opfere.
Fürwahr, es ist dein Feind, der ohne Nachkommenschaft sein soll. [4]

In diesen Versen verbirgt sich ein Versprechen Allahs an Seinen Gesandten. Allah wollte Seinen auserwählten Propheten keineswegs ohne Nachkommenschaft lassen. Seine vollkommene und universelle Botschaft sollte immer lebendig bleiben und Allah versprach ihm Al-Kauṯar (große spirituelle Schätze und Erweisung von großer Gunst) und die Feinde sollten es sein, die ohne Nachkommenschaft bleiben sollten. Allah der Allmächtige verspricht in diesen Versen, dass Er den Heiligen Propheten ﷺ mit einer spirituellen Nachkommenschaft segnen wird, welche die Früchte seiner Gebete und seiner Opfer sein werden. Um weiterhin den Spott der Feinde für immer verstummen zu lassen, offenbarte Allah dem Heiligen Propheten Muhammad ﷺ den berühmten, eingangs zitierten, Vers 41 der Sure Al-ˈAḥzāb und gab auf majestätische Weise bekannt:

„Muhammad ist nicht der Vater eines eurer Männer, jedoch ist er der Gesandte Allahs und das Siegel der Propheten.“ [5]

Das ist also der Hintergrund der Offenbarung dieses Verses, dessen zentrale Aussage in dem Wort Khātam an-Nabiyyīn gipfelt. Der Heilige Prophet ﷺ ist die Quelle jeglicher Gunsterweisungen. Er ist derjenige, aus dem diese Segnungen hervorgehen. Er ist nicht jemand, der gekommen ist, um die Tür von Segnungen und Gunsterweisungen zu schließen! Die Interpretation dieses Verses einiger Muslime, unterstellt dem Heiligen Propheten ﷺ , dass mit ihm das Wasser des Prophetentums ausgetrocknet sei. Sie glauben, dass kein Gesandter Allahs mehr kommen könne, auch wenn er seiner Gefolgschaft angehören würde, sein Diener sein würde, seinen Anspruch auf den Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  berufen würde und kein neues Gesetz bringen würde und nur die Lehre des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  der Welt aufzeigen würde.

Die großartige Bedeutung des Khātam an-Nabiyyīn – Verses gemäß dem Heiligen Qur‘an

Dieser einzigartige Hintergrund lässt also nur die folgende Bedeutung des Verses über Khātam an-Nabiyyīn zu:

O ihr Menschen, Muhammad ﷺ  hat zwar gemäß Gottes Fügung keine leiblichen Söhne, er ist nicht der leibliche Vater eines eurer Männer, doch er ist der Gesandte Allahs, vielmehr noch, er ist das Siegel der Propheten, also der spirituelle Vater aller Gesandten, die jemals gekommen sind oder kommen werden. Er hat also eine großartige spirituelle Nachkommenschaft und nun kann kein Gesandter mehr kommen, außer durch die Bestätigung dieses Siegels. Er ist kein gewöhnlicher Gesandter, sondern einer, auf dem alle Vorzüge und Qualitäten des Prophetentums enden, er ist also der erhabenste aller Gesandten. Allah bekundete also unmissverständlich: Der Heilige Prophet ﷺ wird keineswegs ohne Nachkommenschaft bleiben.

Genau diese Bedeutung folgt auch aus der Verwendung der arabischen Konjunktion ولکن (wa-lākin), die in diesem Vers zwischen zwei Aussagen steht. Gemäß der arabischen Grammatik beseitigt das Wort ولکن (wa-lākin) jeglichen Zweifel, der aus der ersten der beiden durch dieses Wort gegenübergestellten Aussagen entstehen könnte. Auf der einen Seite von dem Wort ولکن (wa-lākin) steht die Aussage über die fehlende männliche Nachkommenschaft, und auf der anderen Seite sagt Allah, dass der Heilige Prophet stattdessen nicht nur ein Gesandter Allahs ist, sondern der Khātam an-Nabiyyīn ist. Das Wort Khātam an-Nabiyyīn muss also zwangsläufig etwas aussagen, was ein Gegensatz zu den fehlenden Söhnen darstellt und als Gegengewicht dienen kann. Dieser Satz muss also dafür stehen, dass der Heilige Prophet ﷺ zwar nicht der Vater von leiblichen Söhnen ist, doch der Vater aller Propheten ist. Er muss für einen erhabenen Rang stehen. Er muss für die höchste Stufe unter den Propheten stehen. Er muss dafür stehen, dass er spirituelle Nachkommen haben wird, die ihm und nur ihm zugehörig sein werden. Sie werden aufgrund ihrer wahren Zugehörigkeit zur Gefolgschaft des Heiligen Propheten verschiedene Gunsterweisungen, verschiedene huldvolle Gaben von Gott, Belohnungen, von denen auch an anderen Stellen im Heiligen Qur‘an die Rede ist.

Weiterhin ist der Vers 70 der Sure An-Nisāˈ (4:70) ein Vers von solch wunderbarer Schönheit und voller Gnade für die Gemeinschaft des Heiligen Propheten Muhammad. Darin heißt es:

وَمَنْ يُّطِعِ ٱللَّهَ وَٱلرَّسُولَ فَاُولٰٓئِكَ مَعَ ٱلَّذِينَ اَنْعَمَ ٱللَّهُ عَلَيْهِم مِّنَ ٱلنَّبِيّٖنَ وَٱلصِّدِّيْقِيْنَ وَٱلشُّهَدَآءِ وَٱلصّٰلِحِيْنَ ۚ وَحَسُنَ اُولٰٓئِكَ رَفِيْقًا

wa-man yuṭiʿi llāha wa-r-rasūla fa-ˈulāˈika maʿa llaḏīna ˈanʿama llāhu ʿalayhim mina n-nabiyyīna wa-ṣ-ṣiddīqīna wa-š-šuhadāˈi wa-ṣ-ṣāliḥīna wa-ḥasuna ˈulāˈika rafīqa

,,Wer Allah und dem Gesandten gehorcht, soll unter denen sein, denen Allah Seine Huld gewährt hat, nämlich unter den Propheten, den Wahrhaftigen, den Blutzeugen und den Rechtschaffenen; und das sind die besten Gefährten.“ [6]

In diesem Vers hat Allah vier Ränge erklärt, mit denen Er Seine Gunst jenen erweist, die Allah und diesem bestimmten Propheten, also dem Heiligen Propheten Muhammad ﷺ, gehorchen. Über diese wahren Diener des Heiligen Propheten ﷺ sagt Allah, dass er sie zu nabiyyīn (Propheten), ṣiddīqīn (Wahrhaftigen), šuhadāˈ (Blutzeugen) und ṣāliḥīn (Rechtgeleiteten) macht. In einem Zug nennt Allah vier Gunsterweisungen.

Wenn an dieser Stelle angenommen wird, dass Allah hier nur eine physische Nähe zu den Propheten meint, nicht aber, dass die Muslime selbst diesen Rang bekommen können, dann erweist sich diese irreführende Übersetzung als sehr fatal. Denn wenn man diese Übersetzung wählt, nimmt man in Kauf, dass die wahren Diener des Heiligen Propheten ﷺ nicht nur vom Rang des Prophetentums außen vor bleiben. Vielmehr läuft dies zwangsläufig darauf hinaus, dass in der Gemeinschaft des Heiligen Propheten ﷺ  nun nicht einmal Wahrhaftige geboren werden können, es kann keinen in der Gefolgschaft des besten aller Propheten geben, den man šahīd (also Märtyrer) nennen kann, mehr noch, ein Mensch aus der Gemeinschaft des Heiligen Propheten ﷺ  kann nicht einmal als Rechtgeleiteter bezeichnet werden. Sicherlich ist dies eine falsche und lächerliche Bedeutung. Das kann nicht jene Gemeinschaft sein, über die Allah im Heiligen Qur‘an sagt:

كُنتُمْ خَيْرَ أُمَّةٍ أُخْرِجَتْ لِلنَّاسِ

kuntum ḫayra ˈummatin ˈuḫriǧat li-n-nāsi

,,Ihr seid das beste Volk, hervorgebracht zum Wohl der Menschheit.“[7]

Warum möchte sich die Gemeinschaft des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ selbst dieser Segnungen berauben? Weshalb nehmen muslimische Führer in Kauf, zu einem Volk zu gehören, das sich selbst von den Gnaden Allahs ausschließt?

Tatsache ist, dass es keinen einzigen Vers im Heiligen Qur’an gibt, der das Tor des Prophetentums nach dem Heiligen Propheten ﷺ schließen lässt. Vielmehr gibt es Stellen, aus denen hervorgeht, dass diese Segnungen Allahs in der Gemeinschaft des Heiligen Propheten ﷺ  nicht nur übrig bleiben werden, sondern die wahren, treuen und gehorsamen Diener des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ  noch viel stärker und in einer viel vollkommeneren Weise von diesen Segnungen profitieren werden, als die Völker vor dem Islam. Doch nur durch seinen Gehorsam ist diese Segnung möglich, da die Religion mit dem Islam vervollkommnet wurde und es kein neues Gesetz Gottes mehr geben kann. Jeder neue und wahrhaftige Gesandte muss somit das Siegel des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ tragen.

Bedeutet Khātam der letzte Prophet? Das Urteil der Ahadith.

Nachdem wir nun das Urteil des Heiligen Qur‘an bezüglich des Khātam an-Nabiyyīn-Verses untersucht und dargelegt haben, lassen Sie uns nun in den Ahadith nach Leitung suchen, die nach dem Heiligen Qur´an und der Praxis des Heiligen Propheten ﷺ die wichtigste Quelle der islamischen Lehren verkörpern.

Wie verstand der Heilige Prophet ﷺ selbst seine Auszeichnung als Khātam an-Nabiyyīn?

An dieser Stelle rufen wir uns die berühmten Worte des Heiligen Propheten ﷺ anlässlich des Todes seines Sohnes in Erinnerung. Der Heilige Prophet ﷺ sagte:

وَلَوْ عَاشَ لَکَانَ صِدِّیْقًا نَبِیَّا

„Wenn Ibrahim gelebt hätte, dann wäre er ein Prophet gewesen.“[8]

Nun ist es unzweifelhaft geschichtlicher Tatbestand, dass Ibrahimra ungefähr fünf Jahre, nachdem dem Heiligen Propheten ﷺ der Khātam an-Nabiyyīn-Vers offenbart worden war, verstarb. Trotz des früheren Vorhandenseins dieses Verses, verkündete der Heilige Prophet ﷺ ausdrücklich und öffentlich, dass sein Sohn Ibrahim ein Prophet geworden wäre, wenn er gelebt hätte. Diese eindeutige Äußerung des Heiligen Propheten ﷺ lehnt jegliche Deutung des Khātam an-Nabiyyīn-Verses, als Verschluss des Prophetentums, nachdrücklich ab.

Das entspricht nicht nur unserer Sicht der Dinge; in der Tat entnimmt Hadhrat Nūr ad-Dīn ʿAlī ibn Sulṭān al-Qārī, ein anerkannter Gelehrter der Hanafi-Schule, diesem Hadith dieselbe Auslegung. Er sagt:

„Selbst wenn Ibrahimra gelebt hätte und ein Prophet geworden wäre, wäre er ein Gefolgsmann des Heiligen Propheten ﷺ geblieben. Sein Prophetentum wäre dem Titel des Heiligen Propheten ﷺ als Khatamun Nabiyyin nicht entgegengesetzt gewesen. Dem ist so, weil Khatamun Nabiyyien besagt, dass es nach dem Heiligen Propheten ﷺ keinen weiteren Propheten geben kann, der ein neues Gesetz mit sich bringt, und keinen Propheten geben kann, der nicht seiner Gemeinschaft und seiner Gefolgschaft entspringt.“[9]

Wenden wir uns jetzt einem anderen Hadith zu, demzufolge der Heilige Prophet ﷺ verkündete:

„Abu Bakr ist die erhabenste Persönlichkeit in meiner Gemeinschaft, ausgenommen es erscheint ein Prophet.“[10]

Aus diesen beiden authentischen Ahadith ist ersichtlich, dass der Heilige Prophet ﷺ als Empfänger direkter Offenbarung und Anleitung vom Allmächtigen, die Ankunft von Propheten nach seinem Ableben verkündet hat.

Betrachten wir nun ein Hadith, auf die sich die nicht-Ahmadi-Muslime zur Unterstützung ihrer Auslegung des Verses verlassen. Eines von diesen ist der Ausspruch des Heiligen Propheten ﷺ „lā nabiyya baʿdī“, welches übersetzt bedeutet: „es gibt keinen Propheten nach mir“. Wie sind diese Worte zu verstehen? Wenn man sich nur oberflächlich mit dieser Aussage beschäftigt, könnte der Eindruck entstehen, dass tatsächlich kein Prophet mehr erscheinen könne. Doch nicht nur der Vers über Khātam an-Nabiyyīn beseitigt diesen Trugschluss. Wir finden eine entscheidende Aussage von Hadhrat Aishara, jener heiligen Frau, welche den Titel „Mutter der Gläubigen“ trägt und die nach dem Ableben des Heiligen Propheten ﷺ  in Fragen der Theologie im Islam eine einzigartige Stellung hatte und den Gefährten in diesen Fragen Rechtleitung gab. Hadhrat Aishara sagte:

قُوْلُوْا خَاتَمَ النَّبِیّٖینَ وَلَا تَقُوْلُوْا لَا نَبِیَّ بَعْدَہٗ

„Sagt, dass der Heilige Prophet Khātam an-Nabiyyīn (das Siegel der Propheten) ist, aber sagt nicht, dass nach ihm kein Prophet erscheinen wird.“[11]

Diese Aussage von Hadhrat Aishara, deren Authentizität durch eine vollständige und unanfechtbare Überliefererkette gesichert ist, hat die Frage nach der Bedeutung der letzte Prophet zu sein für immer erklärt. Sie lehrte den Gläubigen, dass sehr wohl ein Gesandter in der Gemeinschaft des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ kommen kann, ohne den Rang des Khātam an-Nabiyyīn zu verletzen.

Viele große Gelehrte des Islam haben dieser Aussage von Hadhrat Aishara ebenjene Bedeutung entnommen, die das Tor des Prophetentums nicht für immer verschließt, sondern mit dem Siegel des Heiligen Propheten die Tür des ihm völlig unterstellten Prophetentums offen lässt.

Im Grunde genommen sind wir mit allen Übersetzungen des Wortes Khātam einverstanden, welche den erhabenen Rang des Heiligen Propheten darlegen. So finden wir ein weiteres Hadith, das keinen Zweifel darüber übrig lässt, was das Wort „Letzter“ denn bedeutet, wenn es in diesem Zusammenhang verwendet wird.

In einem Hadith aus der authentischen Hadith-Sammlung Sahih Muslim heißt es:

فَاِنِّی آخِرُ الْاَنْبِیَاءِ وَاِنَّ مَسْجِدِیْ آخِرُ الْمَسَاجِدِ

Der Heilige Prophet ﷺ sagte:

„Ich bin der letzte der Propheten, und meine Moschee ist die letzte Moschee.“[12]

Er deutete damit offensichtlich an, dass es genauso wenig einen Propheten wie ihn geben werde, wie es keine Moschee solcher Herrlichkeit und innerer Schönheit wie seine Moschee geben werde. Zukünftige Moscheen werden nicht von gleicher Herrlichkeit sein und ein Abglanz der Moschee des Propheten sein. Die Möglichkeit, dass die Worte falsch verstanden oder falsch ausgelegt würden, wurde vollständig durch den Zusatz geklärt: ich bin der letzte der Propheten auf die gleiche Art und Weise und in dem gleichen Sinne, wie meine Moschee die letzte der Moscheen verkörpert. Keineswegs bedeutet dies, dass nach der Moschee des Propheten keine Moschee mehr gebaut werden kann oder dass keine Moschee nach dieser als solche bezeichnet werden kann.

Muslimische Gelehrte und Geistliche über die Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn

Tatsächlich muss man nicht lange suchen, um zu erkennen, dass die wahre Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn bereits von vielen früheren muslimischen Gelehrten erkannt und beschrieben wurde. Gelehrte vom frühen Islam bis hin in die Zeit des Verheißenen Messiasas erklärten diese Bedeutung.

Ein großer Gelehrter des Islam, Abū ʿAbdullāh Muḥammad ibn ʿAlī al-Ḥakīm at-Tirmiḏī, sagt über das Wort Khātam:

„Gemäß unserer Auffassung bedeutet dieses, dass das Prophetentum im Wesen des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ mit all seinen Vorzügen seine Vollkommenheit erlangt hat. Sein Herz war wie ein Behältnis für die Vorzüglichkeiten des Prophetentums, das dann mit einem Siegel versehen wurde. Die Auslegung, dass die Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn der letzte zu erscheinende Prophet sei, drückt doch keine Auszeichnung aus! Welche Erkenntnis steckt denn darin? Das ist zweifellos eine Auslegung der Toren und Unwissenden!“[13]

Welchen Wert hat es denn überhaupt, der chronologisch Letzte zu sein? In der Tat ist eine solche fehlerhafte Übersetzung nicht nur unsinnig, sondern sie schmälert den Rang des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ. Sie gibt den Feinden des Propheten weiterhin die Möglichkeit, sich in ihrem Spott bestätigt zu fühlen und steht im starken Widerspruch zum Rest des Heiligen Qur‘an.

So finden wir in den Schriften des Mitbegründers der Deobandi Denkschule im Islam Maulwī Muhammad Qāsim Naunutawī – welcher 1889 verstarb – die folgende eindeutige Aussage, die die Frage beantwortet, welche Bedeutung tatsächlich und einzig und allein dem Rang des Heiligen Propheten ﷺ gerecht wird. Er schreibt:

„Der Laie sagt, dass der Gesandte Allahs in dem Sinne der „Khātam“ ist, dass seine Zeit als Prophet nach allen anderen Propheten kam und er der Letzte unter den Propheten sei. Doch Menschen mit Verstand wird es sehr wohl einleuchten, dass zeitlich der Erste oder der Letzte zu sein für sich genommen nichts Vorzügliches darstellt. Wie könnten sonst die Worte „sondern (er ist) der Gesandte Allahs und das Siegel der Propheten“ denn als Ehrerweisung verstanden werden? Wenn aber angenommen werden soll, dass diese Eigenschaft nicht eine Vorzüglichkeit darstellt, dann kann Khātam als zeitliches Ende verstanden werden. Doch ich bin mir im Klaren, dass niemand unter den Muslimen bereit sein würde, diese Bedeutung zu akzeptieren.“[14]

Bedauerlich ist aber, dass so viele Muslime heute genau dies in Kauf nehmen!

Er stellt weiter fest:

„Wenn wir annehmen, dass ein Prophet nach dem Heiligen Propheten ﷺ erscheinen wird, so wird dies nicht im Geringsten einen Einfluss darauf haben, dass der Heilige Prophet Muhammad ﷺ der Khātam ist.“[15]

Im sechsten Jahrhundert nach der Hidschra verkündete Hadhrat Muḥyī d-Dīn Ibn ʿArabī, der weltbekannte muslimische Gelehrte und Kommentator (der im Jahre 638 nach der Hidschra verstarb) in seinem Werk al-futūḥātu l-makkiyya:

„Wir wissen mit Sicherheit, dass es in der muslimischen Gemeinschaft Personen geben wird, deren Rang Allah zufolge der eines Propheten sein wird, indes wird solch ein Prophetentum ohne ein neues Gesetz sein.“[16]

Die oben angeführten Zitate sind eine sehr kleine Auswahl von hunderten aus den Schriften berühmter Heiliger und weltbekannter Reformer. Von frühester Stunde des Islam an bis hin in das 19. Jahrhundert zeigen diese auf, dass der Titel des Heiligen Propheten ﷺ  als Khātam an-Nabiyyīn in keiner Weise das Erscheinen von Propheten ausschließt, die kein neues Gesetz mit sich bringen und die vollkommene Diener und Anhänger des Heiligen Propheten ﷺ  sind.

Wortverbindungen mit Khātam

Im Folgenden wird nun auf einen weiteren interessanten sprachlichen Aspekt eingegangen. Wie wir schon gesehen haben, setzt sich das Wort Khātam an-Nabiyyīn aus zwei Wörtern zusammen und bildet eine Genitivverbindung, also „das Siegel der Propheten“. Im Arabischen drückt eine solche Verbindung, in der nach dem Wort Khatam ein Plural folgt, immer einen Vorzug und eine Qualität aus. So gibt es nicht nur die Verbindung mit dem Wort Nabiyyīn, sondern wir finden viele Beispiele einer solchen Verbindung mit Khātam in der arabischen Sprache.

  • Der Heilige Prophet ﷺ bezeichnete Hadhrat Alira als „Khātamu l-ʾAuliyāʾ“ das Siegel der Freunde Allahs.
  • Auch nannte er seinen Onkel Hadhrat ʿAbbāsraKhātamu l-muhāǧirīn“ das Siegel der Auswanderer. Als der Gesandte Allahs von Badr zurückkam, bat sein Onkel Abbas um die Erlaubnis, nach Mekka zurückzukehren, um von dort aus zum Gesandten Allahs zu ziehen. Der Heilige Prophet ﷺ erwiderte darauf: „Sei unbesorgt, Onkel, du bist genauso Khātamu l-muhāǧirīn (Siegel der Auswanderer) wie ich Khātamu n-Nabiyyīn (Siegel der Propheten) bin.“
  • Wir finden weitere zahlreiche Beispiele solcher Verwendungen: mehrere Male wurden arabische und persische Dichter mit der Bezeichnung „Khātamu š-šuʿrā“, das Siegel der Dichter gepriesen.
  • Wir finden Gelehrte im Islam, die als „Khātamu l-muḥaqqiqīn“ („Siegel der Forscher“) tituliert worden sind oder als „Khātamu l-mufaṣṣirīn“ „Siegel der Kommentatoren des Qur´an“ gelten.

Es sind noch etliche weitere Beispiele zu finden. Können wir nun annehmen, dass es nach diesen Menschen niemals mehr Forscher geben kann? Oder dass kein Mensch es nun wagen darf, sich als Dichter zu bezeichnen? Hat der Heilige Prophet ﷺ gemeint, dass es nach Hadhrat ʿAbbāsra keinen Auswanderer mehr geben wird?

Der Qur´an, die Ahadith, die Aussagen großer Heiliger und der menschliche Verstand, allesamt leugnen diese Auffassung!

Das Prophetentum des Verheißenen Messias und Imam Mahdi

Der Heilige Prophet ﷺ hat den Zustand der Muslime in der Endzeit, sehr klar und deutlich dargelegt. Vom Qur´an würde nur noch die Schrift übrig bleiben, die Moscheen würden zwar voll von Menschen sein, jedoch leer vom Glauben. Der Zustand der Religion würde so schlecht sein, dass der Glaube die Welt verlassen würde.

In dieser Zeit würde der Messias kommen. Der Heilige Prophet stellte klar, dass seine Gefolgschaft es sein wird, die diesen Messias und Mahdi hervorbringen wird. Er würde nicht derselbe Jesus, Sohn der Maria sein, von dem einige Muslime behaupten, er sei lebendig im Himmel.

In der authentischen Hadith-Sammlung, ṣaḥīḥ Muslim, bezeichnet der Heilige Prophet, Friede und Segen Allahs seien auf ihm, den zukünftigen Messias nicht weniger als viermal innerhalb eines einzigen Hadith als Propheten Allahs (nabīʾu llāh). Dieses Vorgehen, den zukünftigen Messias wiederholt als Prophet zu bezeichnen, diente sicherlich dazu, der Gemeinschaft zu Bewusstsein zu bringen, sich nicht in die Irre leiten zu lassen und diesen springenden Punkt mit Gewissheit zu begreifen.

Der Messias der Endzeit ist gekommen! Jener Messias, der ein vollkommener Diener des Heiligen Propheten Muhammad sein sollte. Jener Messias, der aus seiner Quelle schöpfen sollte und der Menschheit die Botschaft des Heiligen Propheten mitteilen sollte, er ist bereits vor mehr als 120 Jahren erschienen.

Er ist erschienen in Person von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas aus Qadian. Jede Prophezeiung des Heiligen Qur‘an über die Endzeit und alle Vorhersagen der Ahadith haben sich in seiner Person erfüllt. Er ist der Mensch, der von seinem Meister den Titel „Prophet“, Messias und Mahdi erlangt hat. Er ist jener Messias, der aus der Gemeinschaft des Heiligen Propheten kommt und unmittelbar den Segen des Heiligen Propheten erlangt hat. Es wäre absurd zu behaupten, eine Person eines anderen Volkes würde in die Gemeinschaft des Heiligen Propheten Muhammad ﷺ erscheinen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Gottes Wille war es, dass Er den Verheißenen Messias selbst aus dem gesegneten und besten aller Völker erscheinen lässt, anstatt eines fremden Messias, welcher vom Himmel herunterkommen würde.

Den einzig noch offenen Weg des Prophetenamtes erläuternd schreibt der Verheißene Messiasas:

„Wir haben ehrlichen und vollen Glauben in den Vers: Und er ist der Gesandte Allahs und das Siegel der Propheten. Dieser Vers verkörpert fürwahr eine Prophezeiung, von der unsere Gegner keine Vorstellung haben. Die Prophezeiung ist die, dass nach dem Heiligen Propheten ﷺ alle Türen der Offenbarung nunmehr geschlossen sind, geschlossen bis zum Tag des Gerichts. Unmöglich ist es für einen Hindu, Juden, Christen oder einen sich so bezeichnenden Muslim, sich selbst als Prophet zu beweisen, da alle Fenster zum Prophetentum geschlossen sind. Nur ein Fenster ist offen. Und das ist das Fenster wahrer Gefolgschaft, der Selbstauflösung im Heiligen Propheten ﷺ. Demjenigen, der Gott durch dieses Fenster erreicht, wird als Widerspiegelung der Mantel der Prophetenschaft Muhammads verliehen. Sein Prophetsein verletzt in keiner Weise die Ehre. Denn er erlangt nichts durch sich selbst. Vielmehr schöpft er von der Quelle seines Meisters, dem Heiligen Propheten. Und die Erlangung dessen zeichnet nicht ihn selbst aus, sondern den Heiligen Propheten. Deswegen erlangte er die Namen Muhammad und Ahmad im Himmel…

Kurz gesagt, mein Prohetsein entspringt der Tatsache, dass ich eine vollkommene Widerspiegelung von Muhammad und Ahmad bin. Ich besitze es nicht aufgrund meiner selbst. Ich habe die Namen Muhammad und Ahmad wegen meiner selbst aufgehenden Hingabe an den Heiligen Propheten verdient.“ [17]

Der Verheißene Messiasas sagt weiter:

„Diese Ehre wurde mir nur verliehen, weil ich ein wahrer Gefolgsmann und Diener des Heiligen Propheten, Friede und Segen Allahs seien auf ihm, bin. Hätte ich nicht seiner Gemeinschaft angehört und wäre ich nicht sein Gefolgsmann gewesen, dann hätte ich niemals die Ehre des Zwiegesprächs mit Gott erhalten, selbst wenn meine Dienste so gewaltig und groß wie alle Berge dieser Welt gewesen wären. Dies ist wahr, da nunmehr alle Pforten zum Prophetentum geschlossen sind, ausgenommen die Pforte und das Prophetentum des Heiligen Propheten. Nach ihm kann es keinen Propheten mit einem neuen Gesetz geben. Die einzige Art von Prophetentum, die jetzt noch bestehen bleibt, ist jene, welche ohne ein neues Gesetz daherkommt und Bestandteil der wahren Gemeinschaft ist. In diesem Sinne bin ich sowohl ein Gefolgsmann als auch ein Prophet. Mein Prophetentum, nämlich das göttliche Gespräch, ist eine Widerspieglung des Prophetentums des Heiligen Propheten. Ohne diese ist mein Prophetentum nichts weiter. Es ist das Prophetenamt Muhammads, das sich in meine Person widerspiegelt.“[18]

Eine großartige Segnung

Dies ist somit die wahre Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn. Das ist die Erkenntnis darüber, welchen Wert dieser von Gott verliehene Titel an Seinen größten aller Gesandten, dem Heiligen Propheten Muhammad ﷺ hat. Und dieses Wissen ist es, das uns von den unerschöpflichen Früchten Allahs kosten ließ und kosten lässt.

Die wahre Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn ließ für uns den Weg zu jener Tür öffnen, welche die Tür von großartigen Segnungen Allahs ist. Wir sind jene Jamaat, über die der Heilige Prophet prophezeit hatte, dass diese Jamaat des Verheißenen Messias seinen Gefährten ähneln wird. So sagte der Verheißene Messiasas:

صحابہ سے ملا جب مجھ کو پایا

,,Den Gefährten gleich ist jener, der mich getroffen hat.“

Durch die wahre Kenntnis über Khatme Nubuwwat sehen wir jeden Tag das Licht Allahs. Es ist genau diese wahre Erkenntnis über Khātam an-Nabiyyīn, welche uns das größte aller heute möglichen Geschenke, nämlich das Khilafat beschert hat.

Der Heilige Prophet Muhammad ﷺ hatte jene Zeit vorhergesagt, in der das „khilāfatun ʿalā minhāǧi n-nabuwwa“ – das Khilafat auf der Grundlage des Prophetentums – wieder etabliert werden würde.

Wer kann sich heute damit auszeichnen, Diener dieses gesegneten göttlichen System zu sein? Wer ist es, der diese göttlichen Segnungen und Gunsterweisungen durch das Khilafat erfährt? Es ist einzig und allein die Jamaat des Verheißenen Messiasas. Er hat durch sein völliges Aufgehen in seinem Meister, dem Heiligen Propheten Muhammad ﷺ , einen solch großen Schatz hinterlassen, welcher seine Segnungen aufgrund des Segens des heiligen Propheten Muhammad ﷺ  in der ganzen Welt verbreitet.

All dies sind Segnungen, welche der Jamaat des Verheissenen Messiasas zu Teil wurden, durch den Segen des Khātam an-Nabiyyīn.

Nur wenn wir die wahre Bedeutung von Khātam an-Nabiyyīn verstehen, ist es möglich an den Segnungen von Khatme Nabuwwat teilzuhaben. Lassen Sie uns die Tür des Prophetentums aufgrund des völligen Gehorsams zum Heiligen Propheten ﷺ offen, sonst werden wir von diesen Segnungen außen vor bleiben. Kein fremder Messias wird vom Himmel herabsteigen. Der vom Heiligen Propheten Muhammad ﷺ vorhergesagte Messias ist gekommen, völlig versunken in der Liebe seines Meisters, um die Schätze des Heiligen Propheten ﷺ zu verbreiten:

لَا شَکَّ اَنَّ مُحَمَّدًا خَیْرُ الْوَرٰی

رَیْقُ الْکِرَامِ وَنُخْبَﺔُ الْاَعْیَانٖ

تَمَّتْ عَلَیْہِ صِفَاتُ کُلِّ مَزِیَّﺔٍ

خُتِمَتْ بِہٖ نَعْمَاءُ کُلِّ زَمَانٖ

,,Ohne Zweifel ist Muhammad der Beste der Schöpfung
 Der Höchste unter den Angesehenen, und Auserwählter unter den Anführern.
 Die Attribute jeglicher Form von Erhabenheit fanden in ihm ihre Vervollkommnung,
 Die Gnaden jeder Zeit fanden in ihm ihre Vollendung.“[19]



[1] Malfūẓāt, Sammlung der Reden von Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, Bd. 1, S. 342

[2] Der Heilige Qur´an (33:41)

[3] Der Heilige Qur´an (108:4)

[4] Der Heilige Qur´an (108:1-4)

[5] Der Heilige Qur´an (33:41)

[6] Der Heilige Qur´an (4:70)

[7] Der Heilige Qur´an (3:111)

[8] Ibn Maja-kitabun l-gana´iz- Band I, S. 237

[9] Al- asrau l-marfu´a fi-l-ahnari l-maudu´a, S.129

[10] Al-gamiu s-sagir, Band 1, S.6

[11] Durru l-Mantur Bd.5, S.386

[12] Sahih Muslim, kitabu l-hagg

[13] Kitab Khatam l-Auliya, S. 341

[14] Tahdiru n-nas

[15] Tahdiru n-nas

[16] Al-futuhatu l-makkiyya S. 177 ff.

[17] Tagalliyat-e ilahiya

[18] Tagalliyat-e ilahiya

[19] Qaseeda