Mythos 05 – Versprechen von Frauen im Paradies für Märtyrer

Hat Muhammad Märtyrern Frauen im Paradies versprochen?

Die relevanten Verse im Heiligen Quran sind folgende:

„So (wird es sein). Und Wir werden sie mit holdseligen Mädchen vermählen, die große, herrliche Augen haben.“ [1]

„Gelehnt werden sie sein auf gereihten Ruhekissen. Und Wir werden sie mit schönen, großäugigen Mädchen vermählen.“ [2]

Diese Verse erwähnen mit keinem Wort Jihad, Heiligen Krieg oder eine andere Art des Kampfes als Bedingung zum Erlangen des Paradieses.

Zudem existiert das Konzept der Belohnung im Paradies in Form von „ewigen Geschlechtsverkehr mit schönen Frauen „im Islam nicht. Der Prophet Muhammad ﷺ stellte klar, dass solch eine Deutung keine zulässige Interpretation der obengenannten Verse sein kann. Er sagte:

Allah der Erhabene und Herrliche sagte: Ich habe für Meine frommen Diener Vorkehrungen getroffen, die kein Auge jemals gesehen und kein Ohr jemals gehört und kein Herz jemals wahrgenommen hat, aber die durch das Buch Allahs bestätigt sind. Er rezitiere im Anschluss:

„Doch niemand weiß, was für Augenweide für sie verborgen ist als Lohn für ihre Taten.“ [3]

Göttliche Belohnung auf so etwas wie “ewigen Geschlechtsverkehr“ zu begrenzen widerspricht deshalb dem Islam, da das oberste Ziel jeder Seele ist seinen Gott zu erkennen und diese wird nicht durch die Befriedigung körperlicher Sinne getan. Die Belohnungen des Paradieses sind weit jenseits dem, was ein Mensch in diesem Leben erfassen und wahrnehmen kann.

Im Arabischen sind, wie in vielen semitischen Sprachen, Nomen entweder maskulin oder feminin. Passenderweise wird ein maskulines Nomen verwendet, um sich auf einen Mann zu beziehen und bezugnehmend auf eine Frau wird ein zusätzlich „ta marbuta“ am Ende des männlichen Nomens hinzugefügt, um aus ihm ein feminines Nomen zu machen.

Zum Beispiel heißt es im Quran:

„(Doch) du, o beruhigte Seele, kehre zurück zu deinem Herrn, befriedigt in (Seiner) Zufriedenheit! So tritt, denn ein unter Meine Diener, und tritt ein in meinen Garten!“ [4]

Diese vier kurzen quranische Verse beschreiben die Seele im Paradies, die sich sowohl auf das weibliche Geschlecht, 89:28-29, als aber auch auf das männliche Geschlecht, 89:30-31, bezieht.

Gemäß der islamischen Theologie ist die Seele im Gegensatz zum Menschen weder männlich noch weiblich. Dieses Hintergrundwissen bildet die Plattform zum richtigen Verständnis dieser Verse.

Man muss anmerken, dass der Prophet ﷺ den Koran so gepredigt hat, dass es jeder versteht. Egal ob Kind oder Erwachsen, arm oder reich, intellektueller oder Analphabet, Frau oder Mann. Der Prophet ﷺ brachte die unbekannte Vorstellung den Arabern mit der Nahe, was sie als das Beste kannten. Für manche waren diese Flüsse, für andere Gärten, für andere Honig und für manche Frauen. Der Koran arbeitet mit Bildern und Metaphern, um es einem weniger in den Islam eingelesen Person die Lehre nahe zu bringen, als auch einem Gelehrten, der die Tiefe der Metaphern versteht und daraus ein weites und komplexes Bild der islamischen Lehre ableiten kann. 

Über das Konzept des Paradieses sagen Hazrat Mirza Bashiruddin Mahmood Ahmadra, der 2. Kalif des verheißenen MessiasAS:

“Kurzum, das Paradies wird, so wie die Erde auch, ein Raum sein, in dem Handlungen vollzogen werden, vielmehr noch, es wird mehr als das sein. In diesem Leben neigt der Mensch dazu, zu scheitern und zurückzubleiben, im nächsten Leben aber ist man vor dieser Gefahr gefeit. Hinsichtlich des spirituellen Wissens und seiner Bemühungen ist diese Welt mit einer Schule zu vergleichen, in der eine Person scheitern oder bestehen kann. Das nächste Leben aber kann man mit dem einer Person vergleichen, die nach dem Erlangen eines akademischen Grades in der Forschung tätig ist. Auch so eine Person arbeitet hart, manchmal sogar härter als ein Student, doch der Unterschied zwischen ihm und dem Studenten besteht darin, dass der Student immer die Angst vor dem Scheitern hat, der Forscher diese Ängste jedoch nicht besitzt. Aus dieser Diskussion ist auch zu erkennen, dass die wahren Segnungen und Freuden des Paradieses im spirituellen Fortschritt verborgen liegen und nicht in der Befriedigung körperlicher Begierden. Im Heiligen Quran heißt es, dass die größte Segnung des Paradieses im Wohlgefallen Gottes zu finden ist, [5] und der größte Genuss, dem Heiligen Propheten ﷺ zufolge, darin besteht, Gott zu sehen [6].


[1] Quran (44:55)

[2] Quran (52:21)

[3] Quran (32:18)

[4] Quran (89:28-31)

[5] Quran (9:72)

[6] Ahmadiyyat der wahre Islam, Kapitel: Aufklärung über das Leben nach dem Tod, S.386f