Mythos 03 – Lehrte von Tod auf Apostasie und Gotteslästerung

Hat der Prophet Muhammad den Tod auf Apostasie und Gotteslästerung gelehrt? 

Ganz abgesehen davon, dass der Islam für einen Apostaten nicht den Tod anordnet, war der Qur‘an die erste religiöse Schrift, die kategorisch proklamiert: „Es soll kein Zwang sein im Glauben“ [1]. Gleichermaßen legt der Qur’an dar, dass Muslime, einschließlich der Prophet Muhammad ﷺ, Nichtmuslime nur in religiösen Angelegenheiten ermahnen können [2].Der Qur’an spricht den Unglauben über 150 mal an, jedoch wird dem Menschen niemals die Erlaubnis gegeben, den Ungläubigen zu bestrafen. Wenn der Islam den Tod auf Apostasie scheinbar legitimiert, warum verbietet der Qur’an dann eine weltliche Strafe für den Abtrünnigen, der immer wieder glaubt und nicht glaubt [3]? Da die Mehrzahl dieser Verse in Medina und nicht in Mekka offenbart wurden, können Kritiker nicht auf das „Argument“ der Aufhebung früherer Qur‘an-Verse durch spätere Offenbarungen zurückgreifen.

Das Beispiel des Propheten Muhammad ﷺ  bekräftigt die Ansicht, dass im Islam keine Bestrafung für Apostasie existiert. Einst hatte ein Beduine in Medina, der zum Islam konvertierte, Fieber. Er war ein sehr einfacher und abergläubischer Mann und dachte, dass das Fieber eine Strafe für seine Konversion sei. Er bat den Heiligen Propheten dreimal von seinem Versprechen befreit zu werden, doch der Heilige Prophet annullierte sein Treuegelübde nicht. Offensichtlich war er ein Apostat, dennoch verließ er Medina unversehrt [4]. Der Leser mag sich fragen, ob ein einziger Vorfall während des Lebens des Propheten Muhammad ﷺ ausreicht, um zu beweisen, dass der Islam einen Abtrünnigen nicht bestraft. Andersherum jedoch, existiert kein einziges Beispiel dafür, dass der Prophet Muhammad ﷺ ein Individuum bestraft hat, weil es vom Glauben abgefallen ist.

Anders als im Quran verlangen biblische Verse eindeutig den Tod für Apostasie. So heißt es an einer Stelle der Bibel:

„Wenn dich dein Bruder, deiner Mutter Sohn, oder dein Sohn oder deine Tochter oder das Weib in deinen Armen oder dein Freund, der dir ist wie dein Herz, heimlich überreden würde und sagen: Laß uns gehen und andern Göttern dienen! -die du nicht kennst noch deine Väter, von den Göttern der Völker, die um euch her sind, sie seien dir nahe oder ferne, von einem Ende der Erde bis an das andere, so willige nicht darein und gehorche ihm nicht. Auch soll dein Auge seiner nicht schonen, und sollst dich seiner nicht erbarmen noch ihn verbergen, sondern sollst ihn erwürgen. Deine Hand soll die erste über ihm sein, daß man ihn töte, und darnach die Hand des ganzen Volks. Man soll ihn zu Tode steinigen, denn er hat dich wollen verführen von dem HERRN, deinem Gott, der dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthaus, geführt hat, auf daß ganz Israel höre und fürchte sich und man nicht mehr solch Übel vornehme unter euch.“ [5]

Die Argumentationen, das Neue Testament würde keine Strafe für Apostasie vorsehen, sind haltlos, da Jesus Christus selbst sagt, dass nichts aus dem alten Testament aufgehoben wurde [6]. Auf ähnliche Weise sprechen sich prominente christliche Theologen wie St. Thomas von Aquin für den Tod nach der Apostasie aus:

„Ketzer und Apostaten können gezwungen werden, sogar physisch, ihre Versprechen zu erfüllen, und zu halten, wozu sie sich einst bekannten… den Glauben anzunehmen ist freiwillig, jedoch dabei zu bleiben, einmal, nachdem man sich entschieden hat, ist obligatorisch. Über Abtrünnige gibt es zweierlei zu sagen. Ihre Sünde verdient Strafe nicht nur seitens der Kirche durch Exkommunikation, sondern auch seitens der Welt durch den Tod.“ [7]

Es ist doch erstaunlich, dass Kritiker, während sie solche Lehren gutheißen, einen Fehler im Quran zu finden meinen, der lautstark jegliche weltliche Strafe für Apostasie ablehnt:

„Die aber glaubten und hernach ungläubig wurden, dann (wieder) glaubten, dann abermals ungläubig wurden und noch zunahmen im Unglauben, denen wird Allah nimmermehr vergeben noch sie des Weges leiten.“ [8]

Letztendlich verbietet der Islam die Apostasie nicht [9]. Jede „Strafe“, die ein Apostat erleidet, ist eine Angelegenheit zwischen dieser Person und Gott. Der Qur’an ist unmissverständlich: Apostasie ist kein weltliches Verbrechen und es ist sicherlich nicht das „ultimative“ Verbrechen. Abtrünnige dürfen nicht geschädigt werden – geschweige denn getötet – und diejenigen, die sich entscheiden, den Islam zu verlassen, haben das Recht, dies zu tun. Genau dieselben Prinzipien der Gewissens- und Redefreiheit gelten für diejenigen, die als Gotteslästerer gelten würden. Das heißt, im Islam gibt es keine weltliche Strafe für Blasphemie.


[1] Quran: (2:257)

[2] Quran: (4:64; 6:70-71; 10:109; 11:47; 50:46; 88:22-23)

[3] Quran: (2:218; 3:21, 73, 91; 4:138; 5:55, 62, 93, 100; 9:3, 66-68, 74; 16:107; 47:26-27; 63:2-7)

[4] Bukhari

[5] Bibel: (Deuteronomy 13:6-10)

[6] Bibel: (Matthew 5:17-18; 23:1-3.)

[7] Summa Theologiae – A Concise Translation by T. McDermott, 339-40.

[8] Quran: (4:138)

[9] Quran: (4:138; 10:100; 18:30)