Mythos 02 – Lehrte von Gewalt und Dschihad zur Verbreitung des Islam

Lehrte der Heilige Prophet Muhammad den Muslimen Terrorismus und „Jihad“, um den Islam zu verbreiten?

Kritiker behaupten, dass die tragende „Crux des Islams eine Ideologie des globalen Krieges“ sei und dass der Heilige Prophet Muhammad ﷺ angeblich diesen Krieg sogar durch Terrorismus und „Jihad“ unterstützt habe.[1]

Der Heilige Quran hat das Wort „Jihad“ 34 Mal verwendet, um die Idee der Anstrengung gegen das Ego und der stärkeren Vertiefung der Selbstreflexion[2], der Verbesserung des Gesellschaftslebens[3] sowie des Schutzes der Glaubens- und Gewissensfreiheit im Islam[4] sehr klar zum Ausdruck zu bringen. Demnach benutzte der Heilige Prophet Muhammad  ﷺ einst das Wort Jihad, als erﷺ sich beispielsweise auf den Dienst an den Eltern[5], die Verbesserung des eigenen Charakters[6], die Vollziehung des Hadsch (Pilgerfahrt)[7] und auf einen Verteidigungskrieg für die Gewissens- und Glaubensfreiheit[8] bezog. Der Heilige Prophetﷺ selbst erklärte, nachdem erﷺ von einem Kampf zurückkehrte, den Jihad der Verbesserung der eigenen Person als erhabener als den Jihad für die Gewissensfreiheit, indem erﷺ konstatierte:

„Wir kehren zurück vom kleinen Jihad hin zum großen Jihad.“ [9]

Des Weiteren verbietet der Heilige Quran jegliche Gemeinschaften zu bekämpfen, die friedlich sind.[10] Er unterstreicht wiederholt die Wichtigkeit der Glaubens- und Gewissensfreiheit[11] und erlaubt das Kämpfen lediglich, um diese Glaubens- und Gewissensfreiheit für jedwede Überzeugung zu beschützen und sich gegen einen Aggressor zu verteidigen[12]. Wie bereits erwähnt, legt der Heilige Quran auch dar, dass keine Religion die Erlösung monopolisieren kann,[13] und befürwortet die Ökumene[14].

Anstatt sich auf den Heiligen Quran oder die Überlieferungen[15] des Heiligen Propheten ﷺ zu beziehen, zitieren Kritiker oft Abul Ala Maududi,  Kleriker und Begründer der extremen religiös-politischen Partei in Pakistan, genannt „Jamaat-e-Islami“. Zweifellos beeinflusst durch die Denkweisen mittelalterlicher Gelehrter teilte Maududi die Welt aus seiner Sicht in zwei „Häuser“ und proklamierte damit Gewalt gegen Nicht-Muslime sowie Muslime, die seine Meinung nicht teilen. Jedoch widersprechen Maududis Ansichten nicht nur den Lehren des Heiligen Qurans, auch der Heilige Prophet Muhammad ﷺ prophezeite und verurteilte proaktiv diese sogenannten Gelehrten, die in kommenden Zeitaltern Unfrieden stiften würden:

 „[…] Ihre religiösen Gelehrten werden die schlimmsten Kreaturen unter dem Firmament des Himmels sein. Unheil wird von ihnen ausgehen und wieder zu ihnen zurückkehren.“[16]

 „Auf meine Gefolgschaft wird ein Zeitalter der Furcht zukommen. Die Menschen werden sich zu ihren religiösen Gelehrten wenden, in der Hoffnung, rechtgeleitet zu werden. Doch sie werden die Gelehrten als Affen und Schweine vorfinden.“ (d.h. ihre Charakterzüge werden selbst sehr schlecht und beschämend sein)“[17]

 „[Eine Zeit wird kommen] Da wird das Wissen der Menschen hinfort genommen werden [durch den Tod der Gelehrten]. Wenn kein Gelehrter übrig bleiben wird, werden die Menschen einen Unwissenden zum Führer nehmen und ihn nach Rechtleitung in den Angelegenheiten der Religion fragen, über die er ohne Wissen entscheiden und Fatwas (Rechtsedikte) äußern wird. Sie selbst werden zu den Irrenden gehören und andere Menschen auch zu solchen machen.“[18]

Hadhrat Mirza Tahir AhmadRH, der vierte Kalif der Ahmadiyya Muslim Jamaat, widerlegt Maududis Weltsicht eindeutig in seinem herausragenden Werk „Murder in the Name of Allah“ (Mord im Namen Allahs). Für weitere Antworten sei an dieser Stelle auf jenes Buch verwiesen.

Seine Heiligkeit Mirza Ghulam AhmadAS, der Verheißene Messias und Begründer der  Ahmadiyya Muslim Jamaat, schrieb ein Jahrhundert zuvor – ja, noch vor der Geburt von Maududi – Folgendes, indem er die allgemeine korrupte Natur von vielen muslimischen Gelehrten kommentierte und damit die Prophezeiung des Heiligen Propheten des Islam ﷺ bestätigte:

„Wenn diese Gelehrten auf die heutigen Herrscher treffen, so verneigen sie sich, als wären sie bereit, sich ihnen zu Füßen zu werden. Untereinander bestehen sie jedoch darauf, dass jenes Land Dar-ul-Harb sei (im Zustand des Krieges) […] Sie halten an ihrem Grundsatzverständnis von Jihad – welches absolut irrsinnig und in jeder Hinsicht unvereinbar mit den Lehren des Heiligen Qurans sowie den Ahadith ist – derart fest, dass sie denjenigen zum Antichristen erklären und seinen Mord als gerechtfertigt ansehen, der gegen sie Einwände erhebt. […] Diese angeblichen Gelehrten sollten sich vergewissern, dass Ihr Verständnis über Jihad in keiner Weise richtig ist. Das menschliche Mitgefühl wird das erste Opfer dieses Verständnisses.

Ihr Glaube, der (kriegerische) Jihad sei heutzutage noch rechtmäßig, weil er im frühen Islam erlaubt gewesen sei, ist völlig falsch. […] Ihre Argumentation ist haltlos. Unter keinen Umständen erhob unser Heiliger Prophet Muhammad das Schwert gegen jemanden, sofern derjenige nicht zuvor selbst das Schwert erhoben hatte. Über die erbarmungslose Ermordung Unschuldiger mit solcher Brutalität zu lesen, frommer Männer, Frauen und Kinder, bringt uns Tränen in unsere Augen.“ [19]

Prof. Bernard Lewis, ein britisch-amerikanischer Publizist und Historiker, stellt richtigerweise fest, dass das Konzept von Selbstmordattentaten eine Erfindung des 20. Jahrhunderts ist, welches keine Grundlage im Islam[20] hat und dass Muslime, die den Terrorismus billigen oder unterstützen – wie Maududi es tut – ihrer eigenen Religion überhaupt unkundig sind[21].

Zu keiner Zeit zeigten Rechtsgelehrte irgendeine Art von Zustimmung oder Legitimierung dessen, was wir heute Terrorismus nennen. Weiterhin gibt es keinerlei Möglichkeit, den Terrorismus zu rechtfertigen, wie er heute praktiziert wird. Das Konzept fanatischer Krieger, die ihren Opfern entweder die Wahl zwischen dem Quran oder dem Schwert lassen, sei nicht nur unwahr, es sei „unmöglich“. „Allgemein gesprochen“, heißt es, sei „die Toleranz der Muslime Andersgläubigen gegenüber bei Weitem besser als alles gewesen, was sich im Christentum vorfinden lässt […]“[22]

Kurzum, der Heilige Prophet Muhammadﷺ hat alle Formen des Terrorismus verboten. Stattdessen lehrte er ﷺ seinen Gefährten, sich mit der Selbstreflexion zur Selbstverbesserung zu beschäftigen. Dies war, ist und bleibt für immer der wahre und größte Jihad.


[1] Geert Wilders, Marked for Death: Islam’s War Against the West and Me, 78, 84 (2012).

[2] Quran: (2:219), (3:143), (4:96), (5:36; 5:55), (8:73; 8:75), (9:16, 9:19 f., 9:24, 9:41, 9:44, 9:79, 9:81, 9:86, 9:88),   (16:111), (22:79), (25:53), (29:7; 29:70), (47:32), (49:16), (60:2), (61:12)

[3] Quran: (2:219), (3:143), (4:96), (5:36; 5:55), (8:73; 8:75), (9:16, 9:19 f., 9:24, 9:41, 9:44, 9:79, 9:81, 9:86, 9:88),    (16:111), (22:79), (25:53), (29:7; 29:70), (47:32), (49:16), (60:2), (61:12)

[4] Quran: (3:143), (4:96), (5:36; 5:55), (8:73; 8:75), (9:16, 9:19 f., 9:24, 9:41, 9:44, 9:79, 9:81, 9:86, 9:88),    (16:111), (29:7; 29:70), (47:32), (49:16), (60:2), (61:12), (66:10)

[5] Bukhari, Buch 52.

[6] Al-Majlisi, Bihar Al-Anwar, Bd. 19, S.182

[7] Bukhari, Bd. 4, Buch 52

[8] Quran: (22:40 ff.)

[9] Quran: (22:78)

[10] Quran: (60:9)

[11] Quran: (2:5, 2:257, 2:273); (3:21, 3:86-92), (4:56, 4:80 f., 4:138), (5:91 ff., 5:99 f.), (6:67, 6:105-108, 6:112 f., 6:150), (10:100 f., 10:109), (11:29), (13:41), (16:83), (17:54), (18:30), (21:42), (22:18, 22:68), (24:55), (25:32, 25:42 ff.), (27:108 ff., 27:92 f.), (29:19), (36:8, 36:17 f., 36:31), (39:40), (42:7 f., 42:48 f.), (43:8), (50:46), (51:57), (64:9), (67:26), (76:30), (84:7), (88:22-25), (109:2-7)

[12] Quran: (2:191), (22:40 ff.)

[13] Quran: (2:63, 2:112 ff.), (3:114 ff.), (5:67, 5:70), (7:160), (22:69)

[14] Quran: (3:65)

[15]  arab. Hadith

[16] Al-Baihaqi zitiert in Al-Mishkat: Kitab-ul-Ilm, Kapitel 3 und Kanz Al-Ummal, Kapitel 6.

[17] Kanz-ul-Ummal, Bd. 7.

[18] Mishkat, Kitab-ul-Ilm, Kapitel 3.

[19] Seine Heiligkeit Mirza Ghulam Ahmad: Die Britische Regierung und der Jihad, S. 8 f. (1900).

[20] Bernard Lewis und Buntzie Ellis Churchill: Islam: Die Religion and die Menschen, S. 153 (Wharton School Publishing, 2008).

[21] Id. auf 145-50

[22]  Id. auf 156